Jo Soppa |
Voller Erfolg
Die Lästermäuler schweigen. Das BMW-Superbike siegt
Es ist geschafft. BMW siegt zum ersten Mal in der Straßenweltmeisterschaft in einer der prestigeträchtigen Soloklassen. Damit ist im vierten Jahr nach Einstieg in die Superbike-Klasse der berühmte Knoten geplatzt. Werksfahrer Marco Melandri konnte die Läufe in Donington/England und Salt Lake City/USA gewinnen. Sein Teamkollege Leon Haslam folgt ihm dicht auf. Es läuft also gut für die Bayern, und das wird man in der Münchener Zentrale auch mit verhaltener Genugtuung genießen. Denn speziell aus Deutschland und Österreich wurde im Vorfeld der Superbike-Aktivitäten mit Häme nicht gespart. Der Tenor lautete: Schuster bleib bei deinen Leisten. Sprich, ihr Lederhosen-Bayern, baut eure Touren-Motorräder und keine Racer. Das können nur Japaner und Italiener. Ein Rennsport-Journalist verstieg sich gar in die Aussage, BMW könne niemals gewinnen, weil das Konzept der S 1000 RR für Siege untauglich sei. Den Gegenbeweis haben die Münchner nur auf den Tisch gelegt.
Gewinnerin der ganzen Bemühungen ist auch die Superbike-Klasse. Mit der Umstellung auf 990 ccm große Viertakt-Motorräder in der Grand Prix-Königsklasse „MotoGP“ im Jahr 2002 hielten viele Rennsport-Experten die Superbikes für hinfällig. Inzwischen sehen die Fans die härteren, die spannenderen Rennen ganz klar bei den seriennahen Superbikes. Dazu gibt es eine Fabrikatsvielfalt auf den Podiumsrängen wie lange nicht mehr. Bis dato haben fünf Marken Laufsiege errungen: Aprilia, BMW, Ducati, Honda und Kawasaki. Die meisten Punkte hat bislang Max Biaggi mit der Aprilia gesammelt, doch für BMW ist in dieser Saison noch vieles, wenn nicht sogar alles möglich.
Historiker unter den Rennsportfreunden werden jetzt anmerken, dass es schon früher BMW-Siege in den Soloklassen gegeben hat. Richtig, der bekannteste dürfte nach wie vor der große Erfolg von Georg „Schorsch“ Meier anno 1939 auf der Isle of Man-TT im Sattel des legendären Kompressor-Boxers gewesen sein. Damals gab es aber noch keinen Weltmeisterschaftsstatus. WM-Läufe gibt es erst seit 1949, und dort wiederum schaffte es bis zu diesem denkwürdigen Superbike-Jahr nur ein BMW-Fahrer, in der Motorrad-Königsklasse ganz nah an den großen Erfolg heranzufahren. Walter Zeller hieß der Mann, und er hatte 1955 lediglich das Pech, in Gestalt von John Surtees und MV Agusta ein wahres Dream-Team zum Gegner zu haben. Für Zeller blieb so „nur“ die Vize-Weltmeisterschaft, allerdings ohne auch nur einen Laufsieg mit der einzigartig schönen Königswellen-Werksmaschine errungen zu haben.
In dieser Ausgabe von „BMW Motorräder“ zeigen wir Ihnen noch eine andere Zeller-BMW. Im Gegensatz zu den Werksrennern ist dieses Motorrad tatsächlich einzigartig. Es gibt nur dieses eine Exemplar. Es wurde für Walter Zeller als Abschiedsgeschenk im Jahr 1958 gebaut. Die Zeller-BMW vereint Rennkomponenten aus der Vor- und Nachkriegszeit zu einem atemberaubenden Mix und wurde sogar mit Straßenzulassung versehen. Inzwischen steht dieses ultrarare Unikat nach seltsamem Besitzerwechsel zum Verkauf. Ein dicker Geldbeutel ist gefragt. Die spannende Geschichte hinter dieser faszinierenden Boxer-Perle lesen Sie ab Seite 96.
Nummer 42 liegt vor Ihnen, ich denke, es ist wieder ein schönes Heft geworden. Zündung an, blättern Sie um.
Mit sportlichem Gruß
Jo Soppa (Chefredakteur)